Fritz Melbye

Fritz Melbye

Maler der Meere

Fritz Melbye

„Meine Schule – vielleicht könnte man sie die Schule der Wilden nennen..“

chrieb Fritz Melbye 1856 aus Venezuela an Camille Pissarro nach Paris. Das Studium der freien, von zivilisatorischen Einflüssen unberührten Natur wurde zu Melbyes künstlerischem Credo. Es trieb den Dänen an die „unklassischen“, exotischen und landschaftlich extremen Schauplätze der Welt, fernab der europäischen Kunstzentren.

Ohne akademische Ausbildung, beeinflusst von der Idee der Bildwürdigkeit der einfachen, alltäglichen Umgebung und von den Freilichtölstudien, wie sie Melbye in Kopenhagen zugänglich waren, näherte er sich der Natur intuitiv in außerordentlich frischen, mit schnellem, breiten Pinsel im Freien gemalten Ölskizzen oder hielt seine Eindrücke in spontanen, dynamischen Zeichnungen mit Bleistift, Feder und Tuschepinsel fest. In ihrer Unmittelbarkeit, Ausschnitthaftigkeit und Natürlichkeit stehen diese Arbeiten im Gegensatz zu Melbyes feingemalten, farbintensiven Gemälden, die eine gefühlvolle Wahrnehmung der Natur spiegeln oder auch idealisierte, naiv anmutende Kompositionen zeigen.

In den Blick der kunsthistorischen Forschung geriet Fritz Melbye vor allem als Begleiter von Camille Pissarro zwischen 1850 und 1854. Sein Einfluss auf die künstlerische Entwicklung von Pissarro, der die französische Avantgarde maßgeblich prägte und die oftmals schwierige Unterscheidung ihres frühen Œuvres sind aktuelle Forschungsthemen.

Fritz Melbye

Camille Pissarro, Im Atelier von Fritz Melbye und Camille Pissarro in Caracas, Venezuela, 1854 (Col. Banco Central de Venezuela, Caracas)

Fritz Melbye (1826-1869)

Lebens-Stationen Fritz Melbye

Helsingør & Kopenhagen

Als jüngster der drei Künstlerbrüder wurde Fritz Melbye 1826 in der Hafenstadt Helsingør am Øresund geboren.
Anton Melbye führte ihn in die Malerei und die Zeichentechniken ein. Bereits in Kopenhagen lernte Fritz Melbye die Ölmalerei im Freien bei hellem Sonnenlicht kennen und wurde zu einem aufmerksamen Beobachter der Natur an der heimischen Ostseeküste.

1849 debütierte er mit zwei Seestücken in der Ausstellung der Kopenhagener Kunstakademie, bevor er in die Karibik abreiste auf die zu Dänisch Westindien gehörenden Antilleninseln St. Thomas, St. Croix und St. John, die heutigen US Virgin Islands. Er sollte nicht wieder in Dänemark ansässig werden. 1858 erwarb der dänische König von Fritz Melbye ein Gemälde des Hafens von Charlotte Amalie auf St. Thomas.

St. Thomas & Venezuela

Das Licht der Tropen und die üppige Vegetation in der Karibik und in Südamerika stimulierten Fritz Melbye zu intensiven Natur- und Wolkenstudien. Frische Ölskizzen mit lockerem Pinsel im Freien gemalt, spontane Bleistift- und Federzeichnungen dokumentieren Melbyes Erkundungen der Küsten und des Dschungels.

Seine Gemälde wurden in Kopenhagen als Farblithographien verbreitet. Etwa 1850 lernte Fritz Melbye auf St. Thomas Camille Pissarro kennen und förderte maßgeblich die künstlerischen Anfänge des jungen Mannes, der zum Vater des französischen Impressionismus werden sollte. 1852 bis 1854 schulten sich die Freunde gemeinsam in der ursprünglichen Natur Venezuelas und unterhielten ein Atelier in Caracas, bevor Fritz Melbye 1856/57 seinen Bruder Anton und Pissarro in Paris wiedertraf.

New York, Nardamerika & Jamaica

Ab 1858 ließ sich Fritz Melbye in New York nieder. Auch in Nordamerika sollte die freie Natur im Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses stehen.
Von New York aus reiste er entlang des Mississippi, an die Großen Seen, in die kanadischen Wälder und ins Eismeer. Regelmäßig stellte Fritz Melbye in Philadelphia und New York aus. In amerikanischen Sammlerkreisen wurde er vor allem als Maler der südamerikanischen Tropen und von ursprünglichen Landschaften hochgeschätzt.

Mit dem Südamerikareisenden und Landschaftsmaler der Hudson River School, Frederic Edwin Church, reiste Fritz Melbye 1865 nach Jamaica. Mehr als ein Jahr skizzierte und malte Melbye auf der Karibikinsel.

China & Japan

1867 brach Fritz Melbye zu einer Weltumrundung auf. Seinen Besitz, darunter ein großes Konvolut an Ölstudien und Zeichnungen, deponierte er bei Frederic Edwin Church in New York. In Japan und China entstanden Gemälde, frische Ölskizzen en plein air und Zeichnungen der Küsten und des Binnenlandes.

Melbye wurde Zeuge des Boshin-Krieges 1868/69 in Japan und lieferte Zeichnungen der Ereignisse für die nordamerikanische illustrierte Presse. Im Dezember 1869 starb er im Alter von 43 Jahren an einem Fieber in Shanghai.

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