Vilhelm Melbye

Vilhelm Melbye

Maler der Meere

Carte de Visite, Fotografie von Vilhelm Melbye, o.Dt. (nach 1863), Fotograf Georg Rosenkilde (Kongelige Bibliotek, Kopenhagen)

„Evidences of Mr. Melbye’s artistic genius..“

…fand ein englischer Kunstkritiker 1876 in der genau beobachteten Konsistenz und Beweglichkeit der See in Vilhelm Melbyes „water-paintings“. Sein Kommentar steht stellvertretend für die hohe Wertschätzung, die der dänische Künstler in der marineaffinen Kunstszene im viktorianischen England erfuhr. Im Schatten seines älteren Bruders Anton erarbeitete sich Vilhelm Melbye eine eigene künstlerische Handschrift als Maler von Seestücken und einen eigenen Sammlerkreis, vornehmlich in England, Dänemark und Skandinavien.

Künstlerische Anregungen nahm Vilhelm Melbye nicht nur an der Kopenhagener Kunstakademie und bei seinem älteren Bruder, sondern auch aus der holländischen, französischen und der englischen maritimen Malerei auf. Eindrücke seiner ausgiebigen Reisen in Europa und in seiner Heimat sowie eingehende Naturstudien hielt der Künstler zeitlebens in Ölskizzen en plein air und in Bleistiftskizzen fest. Sie führten ihn zu lichterfüllten, atmosphärischen, naturnahen, oft lebendig bewegten und genrereichen Gemälden, für die Melbye eine zarte, helle Palette ebenso wie kräftige dunkle Farben einsetzte.

Als Motive bevorzugte er landschaftlich reizvolle und spektakuläre Küsten, Schiffsverkehr auf hoher See in stürmischer Witterung und pittoreske, topographisch bekannte europäische Landschaften. Eigenständige Zeichnungen von Vilhelm Melbye sind eher selten. Parallel zu den fein gemalten Werken entstanden zunehmend Gemälde, in denen sich Melbye von akademischen Malweisen löste und dynamische Impressionen ungebändigter Natur mit schnellem, lockeren und breiten Pinsel einfing.

Vilhelm Melbye (1824-1882)

Lebens-Stationen Vilhelm Melbye

Helsingør & Kopenhagen

Vilhelm Melbye wurde 1824 in der Hafenstadt Helsingør geboren. Nach einer Handelsausbildung in London wandte er sich der Kunst zu und spezialisierte sich, angeleitet durch seinen Bruder Anton, auf die Malerei von Seestücken. Als einziger der drei Brüder studierte er 1844 bis 1847 an der Kunstakademie in Kopenhagen und nahm Perspektivunterricht bei Carl Dahl. 1847 debütierte Vilhelm Melbye erfolgreich in der Frühjahrsausstellung der Akademie.

Im selben Jahr begleitete er die dänische Marine nach Island und entdeckte die raue Nordsee als Motiv. Er gehörte zu den ersten dänischen Künstlern, die in den 1840er Jahren an die Nordspitze Dänemarks reisten, bevor in den 1870/80er Jahren dort die Künstlerkolonie der Skagen-Maler entstand. Vor allem an den dänischen Küsten fand Vilhelm Melbye Motive für seine Ölstudien im Freien und für seine mit feinem Pinsel gemalten Atelierbilder.

London & Europa

Nachdem Anton und Fritz Melbye Dänemark verlassen hatten, brach 1851 auch Vilhelm Melbye zu einer Studienreise auf. Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg und einem Intermezzo in Düsseldorf, zog es Vilhelm Melbye nach Paris, wo er 1852 eine Gemeinschaftsarbeit mit Carl Dahl im Pariser Salon ausstellte. Noch im selben Jahr reiste er weiter nach London. Die britische Metropole wurde für die nächsten 14 Jahre zu seinem Wohnsitz und zu einer bedeutenden Basis seiner Künstlerkarriere. Hier stellte Vilhelm Melbye regelmäßig aus, erarbeitete sich einen veritablen Sammlerkreis und einen festen Platz in der englischen maritimen Malerei.

1856 erwarb der dänische König ein Gemälde der schottischen Fingals Höhle. Exkursionen an die Küsten Englands und Schottlands wechselten mit Heimataufenthalten und längeren Europareisen, die Vilhelm Melbye u.a. nach Frankreich, Spanien, Gibraltar, Italien, Holland und die Schweiz führten.

Roskilde & Skandinavien

1854 heiratete Vilhelm Melbye Nanny Matthison-Hansen, Tochter des Komponisten und Domorganisten Hans Matthison-Hansen in Roskilde. Das Paar adoptierte 1857 ihre Tochter Minna. 1867 kehrte die Familie aus England dauerhaft nach Dänemark zurück und zog nach Roskilde, etwa 30 km westlich von Kopenhagen am Roskildefjord.

Regelmäßig stellte Melbye in Kopenhagen in den Ausstellungen der Kunstakademie aus. 1873 und 1878 war er an den Weltausstellungen in Wien und Paris beteiligt. Seit seiner Studienzeit pflegte Vilhelm Melbye Kontakte nach Schweden und Norwegen, wo seine Werke in Ausstellungen gezeigt und angekauft wurden. Reisen in die norwegischen Fjorde regten ihn zu Gemälden der ursprünglichen Berglandschaft an. Auch die raue Nordwestküste Jütlands gehörte weiterhin zu Melbyes bevorzugten Zielen.

Offizielle Anerkennung erlangte der Künstler aber erst ab den 1870er Jahren: 1871 wurde Vilhelm Melbye als Mitglied der Kopenhagener Kunstakademie aufgenommen, 1880 folgte die Ernennung zum Professor. 1876 erhielt er den Dannebrog-Orden. Vilhelm Melbye starb im Oktober 1882.

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Andrea Haarer
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